Pater Petrus Eder

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P.Petrus Eder
Das neue Leben, dem sich Franziskus – vom Geist Gottes gelenkt – immer mehr öffnete und vorbehaltlos hingab, überzeugte und bald schlossen sich ihm Gefährten an. Es entstand der sogenannte Erste Orden. Auch Frauen – als erste Klara, eine junge Adelige aus Assisi – wollten nach seinem Ideal leben. Mit der Aufnahme Klaras war der Zweite Orden begründet. Es gab Männer und Frauen, die Franziskus nachfolgen wollten, aber Familie und Beruf nicht verlassen konnten, so bildete sich der „Dritte Orden“. Dieser Dritte Orden ist der Mutterboden unserer Schwesternschaft. Zur Zeit der Gründung der Krankenfürsorge war die soziale Not – vor allem bei der armen Bevölkerung auf dem Land wie auch in den größeren Städten – vielfach sehr groß.

 

 

P. Petrus Eder erlebte diese Not immer wieder bei seinen Haus- und Krankenbesuchen in dem ausgedehnten Seelsorgebereich, für den die Kapuziner zuständig waren. Es drängte ihn, Abhilfe zu schaffen. Sein großes Anliegen brachte er seiner Ordensgemeinde nahe.
Im Jahr 1900 erschien im Juliheft des Altöttinger Franziskusblattes ein „Offener Brief“ auf Veranlassung der Münchner Tertiarin Frl. Fogt mit dem Wortlaut: „der Dritte Orden ist die berufenste Macht, unserem Lande die so nötigen weltlichen Pflegerinnen zu geben.“ In der Ordensregel hieß es damals noch: §12 „Sie sollen, ein jeder nach seinen Kräften, gemeinsam Beiträge leisten, mit denen man bedürftige Mitglieder, besonders in Krankheitsfällen, unterstützen kann“ und §13 „zu einem kranken Mitglied sollen die Vorsteher entweder selbst hingehen, oder jemand hinschicken, der die Pflichten der Liebe erfüllt.“
Frl. Fogt hatte zusammen mit Baronin Strauß, mit der sie befreundet war, mehrmals in dieser Angelegenheit beim Drittordensdirektor von St. Anton vorgesprochen. P. Petrus ließ sich schließlich auf einen provisorischen Versuch ein unter der Bedingung, dass Baronin Strauß in ihrer Wohnung in der Landwehrstraße den nötigen Melde- und Vermittlungsdienst übernimmt.
In der Zeit vom Oktober 1901 bis Juli 1902 stellte sich etwa ein Dutzend Krankenpflegerinnen aus dem Dritten Orden zur gelegentlichen Vermittlung vor. Es waren ehemalige Pflegerinnen oder Wärterinnen, die in öffentlichen oder privaten Pflegeanstalten die Krankenpflege erlernt hatten und sich nach Vorlage von Prüfungszeugnissen oder ärztlichen Empfehlungen zum Pflegedienst zu eignen schienen.
Die Ausführung einer Organisation, wie sie Frl. Fogt vorschwebte, traf auf schier unüberwindliche Hindernisse. Man traute es dem Dritten Orden in keiner Weise zu, ein solches Unternehmen zu bewerkstelligen.

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Prinzessin Ludwig Ferdinand von Bayern
Ihre Kgl. Hoheit Prinzessin Ludwig Ferdinand von Bayern wandte sich Neujahr 1902 in einem Schreiben an den damaligen Papst Leo XIII. Sie erbat einen Zusatz zur Ordensregel, der den Dritten Orden zur Krankenpflege verpflichten sollte.
Die Antwort des Papstes vom 28.April 1902: „Obwohl Wir es nicht zweckmäßig erachten, der Regel des Dritten Ordens neue Artikel beizufügen, so ist es sicher, dass wir uns nur freuen können, wenn wir erfahren, dass die Tertiaren sich auch mit den Verdiensten bereichern wollen, welche die Krankenpflege darbietet. Folglich, wenn Kgl. Hoheit dieses Werk der Nächstenliebe befördern wollen, so werden sie sicher nach dem Geiste des hl. Franziskus arbeiten, obwohl dieses nicht in den Vorschriften des Dritten Ordens enthalten ist.
Und damit der Eifer Eurer Kgl. Hoheit die erwarteten Früchte bringe, schicken wir Ihnen aus der Fülle des Herzens den Apostolischen Segen.
Einzig gestützt auf ihre Kompetenz und ihr Mandat laut §§ 12 und 13 der Ordensregel und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der großen, über den ganzen Stadtbezirk ausgedehnten Drittordensgemeinde, beschloss schließlich die Vorstandschaft des Dritten Ordens von St. Anton die Errichtung eines Spezialausschusses für Armen- und Krankenfürsorge.
Die Pflegerinnen sollten nicht zu einem gemeinsamen Leben verpflichtet sein, sie sollten privat wohnen und sich selbst verköstigen.
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Kapuzienerkloster St.Anton
Damit war die Organisation der Armen- und Krankenfürsorge des Dritten Ordens bei St. Anton in München grundgelegt und P. Petrus Eder stellte sie am 12.Oktober 1902 in einer Predigt bei der Ordensversammlung der Öffentlichkeit vor.